Anleihen galten Jahrzehnte lang als der solide Bestandteil im langfristigen Vorsorge-Depot. Und jetzt sollen sie das nicht mehr sein? Da muss man etwas ausholen: Anleihen, auch Bonds genannt, sind Schuldverschreibungen, die Staaten, Unternehmen oder Banken ausgegeben. Als Anleger gibt man den Emittenten von Anleihen für eine bestimmte Laufzeit einen Kredit zu einem vereinbarten Zinssatz. Das Risiko, dass die Emittenten das Geld und die vereinbarten Zinsen nicht zurückbezahlen können ist bei EU-Ländern mit guter Bonität nach wie vor gering. Deshalb gelten Euro-Anleihen von Staaten guter Bonität auch weiterhin als konservative Geldanlage mit niedrigem Ausfallsrisiko. Das Emittentenrisiko liegt nicht nur im Totalausfall, sondern auch im Wertverlust durch eine schlechtere Bonitätseinstufung des Emittenten durch Ratingagenturen wie Moody´s.
Neben dem Emittentenrisiko gibt es auch noch ein Ertragsrisiko, nämlich, dass der Ertrag der Anleihe niedriger als die Inflation ist oder man sogar auch ohne Berücksichtigung der Teuerungsrate Verluste mit Anleihen macht. Wie das geht? Der Ertrag einer Anleihe ergibt sich erstens durch den Kupon-Zins und zweitens durch die Kursentwicklung der Anleihe während der Laufzeit. Denn nur zum Ende der Laufzeit erhält man den Nennwert zurück. Bis dahin werden Anleihen, so wie Aktien mit einer Wertpapierkennnummer an den Börsen gehandelt und haben je nach Angebot und Nachfrage einen Kurs. Wenn man so wie aktuell davon ausgeht, dass die Zinsen in absehbarer Zeit wieder steigen werden, will sich natürlich niemand jetzt noch langfristig zu schlechten Konditionen binden. So verlieren bereits emittierte, noch niedriger verzinste Anleihen an Wert. Ihr Kurs sinkt somit bei steigenden Zinsen. Und von den aktuell mickrigen bis negativen Anleihezinsen kann man sich ohnedies nichts kaufen. Zehnjährige Staatsanleihen in der Euro-Zone rentieren bei minus 0,1 Prozent in Deutschland und maximal 1,35 Prozent in Griechenland bei einer Inflation im Euro-Raum von 4,1 Prozent im Oktober.
Für mich sind daher Anleihen, auch Unternehmensanleihen momentan keine Alternative zu Aktien. Schon gar nicht, wenn man in einzelne Anleihen investiert. Wenn, dann würde ich als kleine Beimischung zu Aktien einen Anleihefonds erwerben, der professionell gemanagt wird und in Anleihen mit einer möglichst kurzen durchschnittlichen Kapitalbindungsdauer investiert, um das Zinsänderungsrisiko zu minimieren. Doch keep it simple, gerade bei Deinen ersten Wertpapierinvestments. Das sollte man erst recht bei Derivaten beherzigen. Mehr zu dieser Anlageklasse in Fenster zwölf des Börsenminute-Adventkalenders.
Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenen Aussagen entstehen, übernehmen die Autorin, Julia Kistner und die DADAT Bank keine Haftung.
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