Versicherungen sind in turbulenten Zeiten grundsätzlich ein stabiler Anker im Portfolio – vorausgesetzt sie haben bei den Lebensversicherungen nicht zu viel Altverpflichtungen mit hohen Garantie-Verträgen und vorausgesetzt, sie verschlafen nicht die Digitalisierung. Wobei Start Ups nicht unbedingt digital fitter sind, wie die Analyse des internationalen Beratungsunternehmen Finconsult zeigt. Es hat den digitalen Reifegrad von 70 Versicherungen aus Europa und den USA bei deren Kunden abgefragt, davon 25 Institute aus Deutschland und 16 aus Österreich. Hierfür wurden 300 Kriterien aufgestellt. Deutlicher Gewinner ist die deutsche Allianz, gefolgt von der deutschen Haftpflicht-Unterstützungskasse HUK-Coburg. Lemonade landet als bestplatzierter Neo-Versicherer auf Platz drei. Sechs der Top 10-Plätze belegen deutsche Versicherungen, darunter auch CosmosDirect, Ergo und AXA. Mit der Wiener Städtischen, gefolgt von der Generali befinden sich auch zwei österreichische Versicherer in den Top 10. Sie punkten, so wie auch die nachgereihte Uniqa mit einer guten Internetpräsenz. Bei Generali und Uniqa sei die Online-Schadensfallmeldung sehr gut, die Wiener Städtische und die Generali hätten ausgeprägte Bestandskundenbindungsprogramme.
Insgesamt punkten also beim digitalen Kundenerlebnis die etablierten Häuser mit ihrem langjährigen Knowhow und ihrer soliden finanziellen Ausstattung. Im Bereich Online-Verkauf haben die Neo-Versicherer und die schon länger auf dem Markt befindliche Direktanbieter die Nase vorne.
Ich selbst habe die Allianz-Aktie seit Jahren in meinem Langfristportfolio, was keine Kaufempfehlung sein soll. Ich schätze die Allianz natürlich wie viele Aktionäre als verlässliche Dividendenzahler, die zwischenzeitliche Kursschwankungen gerade jetzt abfedern können. Oftmals sind auch die Kurse von soliden, regelmäßigen Dividendenzahlern in Krisen stabiler als jene von Wachstumsaktien, was auch die aktuell vergleichsweise moderaten Korrekturen von Versicherungspapieren seit Jahresbeginn zeigen. Warum ich persönlich aber bei Versicherern nur auf die internationalen großen Player setzt, die ihr digitales Angebot ausbauen und eine gesunden Eigenkapitaldecke habe sind die schwer kalkulierbaren Schadenfälle der Branche. Bei Klimakatastrophen oder Kriegsereignissen, also höhere Gewalt, wird die Haftung zwar meist ohnedies ausgeschlossen, nicht jedoch bei einer Massenkarambolage. Auch Warren Buffetts Beteiligungsholding Berkshire Hathaway ist traditionell stark im Versicherungsgeschäft investiert, 2021 stammten ein Viertel des operativen Gewinns aus dem Versicherungsgeschäft. Soeben hat sich Buffett mit umgerechnet 10,5 Milliarden Euro am Erst- und Rückversicherer Alleghany beteiligt. Aber auch das ist keine Kaufempfehlung.
RechtlicherHinweis:Für Verluste, die aufgrund von getroffenen Aussagenentstehen,übernimmt die Autorin, Julia Kistner keineHaftung.
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