Unübersichtliche Vermögens-Aufstellung nach Aktiensplitting
Lieber Herr Finanzminister. Es ist ja herrlich, wenn inzwischen auch die Regierung es gut findet, wenn ihre Bürger an der Börse privat versorgen. Aber vielleicht sollte die Finanzmarktaufsicht auch dem einen oder anderen Broker einmal wieder auf die Finger klopfen. Nämlich, dass sie die Positionen in den Wertpapierdepots auch so auflisten, dass der Privatanleger die Darstellung seinesWertpapier-Vermögens nachvollziehen kann.
Liebe Damen und Herren der FMA in Österreich, schaut Euch zum Beispiel doch bitte einmal diesbezüglich die Gepflogenheiten der
Easybank an. Beispiel gefällig? Da hat mich ein Börsenminute-Hörer völlig schockiert kontaktiert, wie es denn sein kann, dass er ausgerechnet mit der Kursrakete des Jahre, dem teuersten Börsenwert Europas, dem Abnehmpillendreher Novo Nordisk 40 Prozent im Minus ist. Wie bitte?
Was war? Novo Nordisk hatte letzte Woche ein Aktiensplitting durchgeführt. Dem armen Hörer wurde der Preis pro Aktie halbiert, aber nicht sofort die Anzahl der eingebuchten Aktien verdoppelt. Aktiensplitting ist überhaupt so ein Thema, wo man danach unbedingt sein Portfolio prüfen sollte. Denn damit fängt
meist das Chaos im Depot an. Beim schwedischen Baumaschinenhersteller Atlas Copco beispielsweise. Dort wurde 2022 ein Aktiensplit von 5:1 durchgeführt. So
weit so gut, man verfolgt ja die Nachrichten. In seinem Depot sieht man dann auch, das seine an der US-Börse in US-Dollar erworbenen Atlas Copco-Aktien nur noch ein Fünftel wert sind. Dafür findet man eine weitere Position, allerdings in schwedischen Kronen, die mit null Euro Kaufpreis eingebucht ist, aber nicht mehr ganz die Differenz ausmacht, die einem der Split der Altaktien gekostet
hat. Kurzum: Es lässt sich für den Anleger kaum noch überblicken, ob nach dem Split die richtige Summe eingebucht wurde.
Wäre das nicht fairer, wenn man eine Aufstellung bekommt, die übersichtlich dokumentiert, das der Wert vor und die eingebuchten
zwei Werte nach dem Splitting das gleich Wert waren.
Hat jemand zufällig den letzten Split bei Amazon bei der Easybank mitgemacht? Herzliches Beileid! Auch hier ist die Aufstellung
alles andere als Anleger-freundlich. Kein Wunder aslo, dass sich da so mancher nach seinem guten, alten übersichtlichen Sparbuch sehnt.
Auch ein anderer Hörer fühlt sich seiner Depotbank – zufällig auch wieder die Easybank – ausgeliefert: Nach mehreren Anfragen, ob
man ihm die mehr oder weniger wertlosen russischen Gazprom-ADRs ausbuchen könne, sei er stets vertröstet worden. Es besteht wohl seitens des Brokers auch wenig Interesse das zu tun: denn für jede Wertpapierposition kassiert die Easybank mindestens 4,50
Euro + Mehrwertsteuer im Jahr.
Ich bin mir sicher, es gibt ähnliche Erfahrungsbeispiele aus Deutschland oder der Schweiz. Schreibt sie mir doch bitte in den Kommentar oder an julia@geldmeisterin.com
Es dankt schon einmal Börsenminute-Host Julia Kistner, die
Euch ein Wochenende ohne Ärgernisse wünscht.