Stell Dir vor es tobt ein blutiger Konflikt im Nahen Osten, doch die Börsen bleiben weitgehend unbeeindruckt. Genau die Situation haben wir gerade. Der US-Leitindex S&P 500 hat – Stand Freitag 19 Uhr kaum nachtgegeben. Und das, obwohl dieser Leitindex in Summe gerade stark überbewertet ist, meinen Carsten Roemheld von Fidelity und Norbert Keimling von Taunus Trust unisono. Dafür haben sie auch einige treffende Argumente: Im Schnitt lag das Kurs-Gewinnverhältnis der 500 größten Unternehmen bei 14. Derzeit benötigen wir die Unternehmensgewinne von 20 Jahren, um den Aktienpreis reinzuverdienen.
Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass man auch auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 kommt, wenn man die glorreichen Sieben ausklammert. Die sieben nach der Marktkapitalisierung größten Unternehmen der US kommen nämlich auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 und ziehen damit den Schnitt nach oben.
Ok, aber ein weiterer Hinweis, weshalb US-Aktien zu teuer sind ist die Risikoprämie, also der bei Aktien eingeforderte höhere Ertrag für das höhere Risiko Aktuell ist die Risikoprämie auf US-Aktien sogar leicht negativ. Denn die erwartete Gewinnrendite liegt bei den Aktien des S&P 500 bei fünf Prozent. Da bekommt man in den USA sogar für geldmarktnahe Veranlagungen mehr.
Carsten Roemheld glaubt obendrein, dass ein Soft Landing statt eine Rezession in den USA eingepreist ist, für ihn eine unrealistische Annahme. Und dann kramt er noch eine Statistik hervor: In den letzten Dekaden lagen von den nach Marktkapitalisierung zehn größten Unternehmen – nur zwei auch in der nächsten Dekade vorne. Das hieß von den glorreichen sieben maximal zwei überleben.
Auch das Argument, dass der S&P 500 Europa langfristig outperforme, stimme so nicht. Das war vor 2007 nicht so, das komme durch die Zinspolitik: Die Zinsen sind seither durch die ultralockere Zinspolitik seit Alan Greenspan ein Stück weit unter neutralen Zins. Das für bei Risiko-Assets wie Aktien zu höheren Renditen. Ja und wenn sich die Zinsen jetzt wieder normalisieren, nagt das natürlich an den Renditen der Aktien. In den USA, so die Experten, kauf man derzeit lieber Anleihen mit mittleretr Laufzeit statt Aktien ein. Wenn Aktien, dann sollte man sich lieber in den Emerging Markets oder aber auch in Deutschland umschauen. Anleihen guter Bonität mit längerer Laufzeit empfiehlt jetzt auch Ulrich Kaffarnik, Kapitalmarktexperte und Vorstandsmitglied der DJE Kapital AG in der am Sonntag erscheinenden Podcastfolge der GELDMEISTERIN. Ich hoffe wir hören uns. Schönes Wochenende mit der 643. Folge der Börsenminute wünscht Julia Kistner
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