Ein starkes Finanzergnis kasschiert nicht mehr fehlende Innovationen!
Disclaimer zu Beginn: ich bin als Konsumentin eine Apple-Jüngerin und Power-Userin der ersten Stunde. Da darf auch einmal der Akku meines iPhone 11 nach vier Jahren leicht schwächeln. Man kann sich also umschauen, was das neueste Modell iPhone 15 kostet. Und siehe da, exakt gleich viel wie 2019 das iPhone11. Hier scheint die Inflation spurlos an Apple vorüber gegangen zu sein. Schön für mich als Apple-Konsumentin, schlecht für mich als Apple-Aktionärin.
Was aber noch schlechter für alle Apple-Investor*innen ist der Zinsanstieg. Denn an den niedrigen Zinsen hat Apple in den letzten Jahren ganz gut verdient, wie eine Studie von Christof Schürmann vom Flossbach von Storch Research Institute beeindruckend zeigt. Demnach musste Apple im abgelaufenen Geschäftsjahr um 34 Prozent mehr Zinsen bezahlen. Nicht, dass Apple hoch verschuldet wäre, im Gegenteil. Finanzstarke Unternehmen wie Apple haben die Zeit des nachgeworfenen Geldes genutzt, um trotz allem – auch steuerlich günstig – Kredite aufzunehmen und das Geld dann höher verzinst anzulegen oder Aktien zurückzukaufen. Sie nutzten auch die Zinsanstiege der letzten zwei Jahre um die Cash-Bestände höher verzinst anzulegen, während die höheren Zinsen auf der Kreditseite sich noch nicht bemerkbar machten, weil man günstige fix verzinste Kredite abschloss, die jetzt erst langsam auslaufen. Doch die Zeiten, wo man mit einem starken Finanzergebnis fehlende Innovationen und Erträge im angestammten Geschäft kaschieren konnte sind jetzt mit der von den Notenbanken eingeleiteten Zinswende langsam vorbei.
Aus der Differenz aus Zins- und Dividendeneinkommen und Zinsausgaben für Kredite verdiente laut Studienautor Christof Schürmann Apple noch 2018 rund 2,5 Milliarden US-Dollar. Das sei mehr, als so manches im deutschen Leitindex DAX enthaltene Unternehmen im operativen Geschäft verdient!
Diese Rechnung geht jetzt nicht mehr auf, zumal bei Unternehmen mittelmäßiger Bonität die Renditen im Schnitt schon gut bei 6,6 Prozent und mehr liegen müssen, damit sie Anleihenkäufer*innen finden, doppelt so viel wie noch zum Tief Ende 2020.
Es lohnt sich also auch, beziehungsweise gerade bei den gut dastehenden Unternehmen einmal einen Blick auf die Entwicklung des Finanzergebnisses zu werfen und zu schauen, woher der Gewinn des Unternehmens eigentlich kommt.
Rechtshinweis:
Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.
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