Keine Angst vor Inflation

Mit dem Titel nehme ich schon das Ergebnis eines angeregten Börsengesprächs von drei eifrigen KapitalmarktbeobachterInnen vorweg. Andrey Wolfsbein, Saleschef des Brokers Freedom Finance Germany, Sebastian Leben vom Börsen Radio Network AG und meine Wenigkeit diskutieren in der aktuellen Podcastfolge der GELDMEISTERIN über die aktuelle Unsicherheit an den Kapitalmärkten und wie man sich angesichts der Inflations- und Zinsängste jetzt am Besten dort positioniert.

Entscheidend ist auch, vor welcher Art der Inflation man Angst hat. Die kurzfristige Inflation, wenn Sie nicht zweistellige Ausmaße annimmt lässt mich als Langfristanleger kalt: Mit einem kurzfristigen Anstieg der Inflation bis in den Herbst hinein rechne ich schon. Zum einen mit einer nachfraginduzierten Inflation aufgrund der steigenden Nachfrage mit zunehmenden Impferfolgen. Das zeigen ja schon die Rekordzahlen im ersten Quartal 2021 bei Walmart, Target bis Home Depot. Viele US-Amerikaner haben 1400 US-Dollar direkte Covid-Hilfe bekommen. Auch könnte die lohninduzierte Inflation kurzfristig zuschlagen, weil die Arbeitnehmer noch keine Stelle annehmen, solange sie mit den Pandemiehilfen in der Arbeitslosigkeit mehr verdienen. Das trifft in den USA angeblich bei jedem vierten Job zu. Der Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet. Das könnte etwa Österreich auch im Tourismus blühen. Davon unterscheiden muss man die langfristige, strukturelle Inflation. Die massive Geldmengenausweitung bedeutet natürlich eine schleichende Geldentwertung, die nur nicht so zu spüren ist, weil sie ja konzertiert rund um den Globus geschieht. Ob sie schlagend wird, hängt sehr stark vom weiteren Vertrauen in die Währung ab. Vorerst wird alles mit der Öffnungseuphorie und den Konjunkturprogrammen zugekleistert. Die Schuldenberge werden dann 2023/2024 ein Thema und Treiben mir natürlich jetzt schon Sorgenfalten ins Gesicht.

Mein Fazit: noch ist es zu früh sich vor Inflation zu fürchten, aber nicht um sich davor zu schützten. Nicht, indem ich aus Aktien rausgehe und mein Geld am Sparbuch oder Anleihen verbrennen, sondern indem ich mein Aktienportfolio aufräume – hier empfehle ich ein Nachhören der GELDMEISTERIN-Podcastfolge „Frühjahrsputz im Depot“. Raus aus hoch verschuldeten Aktien und jene mit höheren Investitionsquoten – dazu zählen viele Technologie- und New Energy-Wert, stärker rein in Aktien, die eine höhere Inflation in ihren Preisen und Umsätzen unterbringen wie bekannte Konsumartikler und Lebensmittelwerte wie Nestlé, Unilever, Johnson & Johnson, Danone, Anheuser-Bush oder auch Bau(maschinen)firmen wie Strabag, Hoch Tief oder Vinci, die nicht nur von den weltweiten Konjunkturprogrammen profitieren, sondern wie der französische Mautbetreiber Vinci auch über inflations-gesicherte Verträge verfügen. Mein Podcastgast Andrey Wolfsbein empfiehlt den US-Mischkonzern Danaher Corporation.

Keiner der genannten Aktien sind natürlich Aktienempfehlungen, sondern alles nur persönliche Vorlieben der AutorInnen. Über Verluste, die sich aufgrund von Investitionen in die Aktien ergeben, kann Julia Kistner, Andrey Wolfsbein und die GELDMEISTERIN keine Haftung übernehmen.

Der Podcast GELDMEISTERIN hat übrigens eine kleine Schwester bekommen, die BÖRSENMINUTE – Reflexionen zum Börsengeschehen in 60 Sekunden. Wir würden uns freuen, wenn ihr einmal reinhören würdet. Salam, servus, maas Salamah sagen die GELDMEISTERIN und Julia Kistner

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