Wenn man gerade fern von Europa ist, kann man umso weniger begreifen, was da im Euro-Raum gerade abgeht. Wenn schon die FED bei einer mit 8,6 Prozent im Mai höchsten Inflation seit 40 Jahren mit einer Zinserhöhung am letzten Mittwoch von gleich einem Dreiviertel Prozentpunkt reagierte, muss natürlich auch die Europäische Zentralbank Aktionen setzen, aber doch nicht unbedingt solche! Ich finde es äußerst unglücklich von EZB-Präsidentin Lagarde zur Beruhigung Italiens postwendend anzukündigen, dass man hoch verschuldeten Euro-Problemstaaten künftig weiterhin mit dem Kauf ihrer Staatsanleihen unter die Arme greifen wird. Diese müssen jetzt schon wegen des zunehmenden Vertrauensverlust der Investoren deutlich mehr Zinsen als andere EU-Staaten bieten, der Staat Italien etwa mehr als vier Prozent für zehnjährige Staatsanleihen. Da täten sich die Südeuropäer in der Tat schwer, die geplante Zinserhöhung der EZB im Juli zu verkraften. Nur so wird Italien nie Reformen einleiten und irgendwann wird Europa sich Italien nicht mehr leisten können und Italien nicht mehr den Euro. Jedenfalls jetzt, wo die EZB die Spreads, sprich Zinsdifferenz zu den EU-Sparmeistern drückt, in dem sie deren am Markt unverkäuflichen Anleihen aufkauft, kann die EZB im Juli auch mehr Gas geben und nicht nur um 0,25 Prozent, sondern gleich doppelt so stark die Leitzinsen erhöhen. Schlecht für Kreditnehmer, aber natürlich auch für Aktien, Banktitel einmal ausgenommen.
Als Anleger würde ich mich jetzt wieder mehr auf die Bonität der Unternehmen, aber vor allem auch der Schuldner achten. Auch wenn die EZB die Staatsanleihen der hoch verschuldeten Staaten weiter aufkauft, ich persönlich denke nicht, dass sie damit verhindern kann, dass hoch verschuldete EU-Staaten bald wieder deutlich mehr Zinsen zahlen müssen als sparsamere Staaten und das ist auch richtig so.
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RechtlicherHinweis:Für Verluste, die aufgrund von getroffenen Aussagenentstehen,übernimmt die Autorin, Julia Kistner keineHaftung.
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Foto: JK