Am Mittwoch ist es genau ein halbes Jahr her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Und was hat diese blutige Invasion außer Zerstörung Putin gebracht? Man weiß es nicht genau. Russland vermeldet offiziell einen Rückgang des BIP im zweiten Quartal 2022 von vier Prozent, nach einem Zuwachs von 3,5 Prozent im ersten Quartal. Das klingt mehr unglaubwürdig als unglaublich. Andererseits, so tief dürfte Russland auch nicht in die Rezession gerutscht sein: Immerhin sin die chinesischen Importe nach Russland massiv angestiegen: von 3,8 Milliarden US-Dollar im April 2022 auf 6,8 Milliarden US-Dollar im Juli, das sind 27 Prozent mehr als noch im Juli des Vorjahres, gibt das Research der Bank Berenberg zu bedenken. Zwar sind auch die Rohölexporte Russlands in die EU um neun Prozent im Juni gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres zurückgegangen. Wertmäßig seien sie allerdings durch den Anstieg des Rohölpreises um 37 Prozent gestiegen.
Laut offiziellen russischen Zahlen ist das Volumen der Unternehmenskredite auch um 9,4 Prozent vom Februar bis zum Juni 2022 eingebrochen. In einer tiefen Rezession dürfte Russland bei den Energiepreisen dennoch noch nicht stecken. Trotz allem ist aber das Exportvolumen zurückgegangen, der Zugriff auf westliches Kapital und westliche Technologie wurde sehr erschwert und 300.000 gebildete Russen dürften seit dem Ukraine-Angriff Russland verlassen haben und die Kosten für Repressionen im eigenen Land steigen, so die Berenberg-Experten. Kein guter Boden für Russlandgeschäfte, was man vor allem bei vielen deutschen börsennotierten Industrieunternehmen bedenken sollte, die noch oder gerade nicht mehr in Russland aktiv sind: Der Rückzug aus Russland hat Siemens 600 Millionen Euro gekostet. Stark trifft es auch Linde, die für die Aufgabe des Russlandgeschäfts im zweiten Quartal eine Sonderabschreibung von fast einer Milliarde US-Dollar vermerken. Man hätte dort noch Aufträge von zwei Milliarden Dollar stehen, hat aber sämtliche Neugeschäfte in Russland vorerst gestoppt. Ob Henkel, Siemens, Linde – alles hervorragende deutsche Industrieperlen, die ich aber derzeit – das ist meine persönliche Meinung – nicht fischen würde, solange die geopolitische Lage so angespannt und kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.
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Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenenAussagen entstehen, übernimmt die Autorin, Julia Kistner keine Haftung.Denn handelt sich weder um eine Steuer-, Rechts- noch Finanzberatung, sondern nur um die persönliche Meinung der Autorin.
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Foto: Unssplash/Alina Grubnyak