Der September 2022 könnte in die geldpolitische Geschichte eingehen. Zuerst erhöhte am 8. September die EZB die Leitzinsen um 75 Basispunkte. Kurz darauf war es die FED, die Schweizer Notenbank, Schweden, Indien, Indonesien, Großbritannien usw. Haben alle Nationalbanken rund um den Erdball erhöht? Nicht alle. Japan belässt bis auf Weiteres die kurzfristigen Zinsen bei 0,1 Prozent und die langfristigen bei null Prozent. Japan leidet nicht so stark wie die USA und Europa unter der Inflation. Diese beträgt in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt auf Jahressicht „nur“ 2,8 Prozent. Und dies, obwohl die japanische Staatsverschuldung schon bei 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt und die Bilanzsumme der Bank of Japan über 140 Prozent des BIP ausmacht. Da wäre eigentlich Grund genug die Schulden einfach weg zu inflationieren.
Bei den ultra-niedrigen Zinsen wird aus Japan natürlich kräftig Kapital abgezogen, was den Yen massiv unter Druck bringt. Mit 144 Yen für den Dollar ist Japans Währung wieder auf dem Niveau der Asien-Krise 1998. Die japanische Exportwirtschaft reibt sich die Hände wegen der gestiegenen Margen. Der japanische Leitindex Nikkei 225 ist sein Jahresbeginn auch „nur“ um knapp zehn Prozent gefallen, während der S&P 500 um 24 Prozent einbrach. Japans Unternehmen kaufen aktuell auch fleißig eigene Aktien zurück und stützen damit zusätzlich die eigenen Kurse.
Nicht, dass man jetzt sein ganzes Geld nach Japan umschichten sollte, das schwer mit einer Überalterung zu kämpfen hat. Es zeigt nur, dass es irgendwo am Erdball immer Volkswirtschaften gibt, den es gerade besser geht – sei es auch nur, weil der Staat den Geldhahn aufdreht. Deshalb halte ich es persönlich ja auch für so sinnvoll, geographisch zu diversifizieren. Japans Wirtschaft ist im zweiten Quartal stärker gestiegen als erwartet, hochgerechnet aufs Jahr läge das Wachstum für 2022 bei rund 3,5 Prozent. Doch als Energieimporteur machen die hohen Energiepreise auch Japan zu schaffen, allerdings nicht so stark wie Europa. Denn Japan bezieht nicht so viel Energie aus Russland. Warum Hendrik Leber, Gründer der Value-Fondsboutique Acatis sich aktuell auch intensiv in Japan umschaut, welche Börsenperlen er dort im Technologiesektor fischt, das verrät er in der am Sonntag erscheinenden Podcast-Folge GELDMEISTERIN. Ich hoffe wir hören uns!
Übrigens, liebe Börsenminute-HörerInnen, auf meine ungeklärte Frage in der letzten Podcast-Folge, warum sich die Pelletspreise verdreifachen müssen kam prompt die Antwort von proPellets Austria, die teilweise echt skurril anmutet. Drei Gründe seien Schuld für die Pelletspreisexplosion: 1. Die Produktionskosten seien um 40% gestiegen – meines Wissens ist das deutlich weniger als eine Preisverdreifachung. 2. Die Nachfrage sei gestiegen. So habe sich alleine in Österreich 2022 der Verkauf von Pelletsheizungen verdoppelt – kann man gelten lassen, denn knappes Gut tut den Preisen selten gut und 3., und jetzt kommt´s: Kriegsbedingte Lieferausfälle. Durch Importausfälle aus Weißrussland, Ukraine und Russland fehlten 3,5 Millionen Tonnen Pellets oder zehn Prozent des europäischen Marktes. Komisch, auf meinen Pellets-Säcken stand immer „hergestellt in Österreich“.
Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenenAussagen entstehen, übernimmt die Autorin, Julia Kistner keine Haftung.Denn handelt sich weder um eine Steuer-, Rechts- noch Finanzberatung, sondern nur um die persönliche Meinung der Autorin.
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