Freedom is just another word, for nothing left to lose – ja, vielleicht denkt der reichste Asiat der Welt Gautam Adani bald so wie Janis Joplin. Am Montag sank laut Forbes das Vermögen des bisher drittreichsten Mann der Welt von 119 auf 87 Milliarden Euro. Die US-amerikanische Investmentfirma Hindenburg wirft dem mächtigen Wirtschaftsmagnat aus Indien Jahrzehnte lange Aktienmanipulation und Bilanzfälschung vor. Offshore-Fonds und Briefkasten-Firmen in Mauritius und der Karibik würden erhebliche Aktienpakete des Mischkonzerns halten. Gewinne würden vorgetäuscht, die man nie gemacht hat. Haben wir nicht so etwas ähnliches vor gar nicht allzu langer Zeit bei einem ehemaligen deutschen DAX-Wert mit dem Anfangsbuchstaben W erlebt?
Zurück zu Gautam Adani: Vom Schulabbrecher zum Selfmademilliardär ist er mit Kohlekraftwerken geworden. Ihm gehört heute unter anderem Mundra, der größte Handelshafen Indiens. Seine Adani-Guppe besitzt auch Flughäfen, Bergbau, Zement- und Speiseölproduktionen und hat gerade erst den letzten unabhängigen indischen Nachrichtensender „ND-TV“ gekauft. Und er kennt natürlich Indiens Premierminister Narendra Modi sehr sehr gut.
Die Investmentfirma Hindenburg wirft seiner Gruppe vor, dass fünf der sieben wichtigsten börsennotierten Adani-Unternehmen ein erhöhtes kurzfristiges Liquiditätsrisiko hätten, somit hoch verschuldet seien. Auch Nepotismus wird angeprangert. Hindenburg selbst macht sich auch nicht immer Freunde. Sie gelten als gefürchtete Shortseller, die von heftigen Anschuldigungen gut leben, weil sie gleichzeitig auf fallende Kurse setzen. Leider ist an den Vorwürfen auch häufig etwa dran. So hat Hindenburg den Elektro-LKW-Hersteller Nikola entlarvt, der bei seinen Produktversprechungen kräftig geflunkert hat.
Die Adani-Gruppe geht jedenfalls in die Offensive: Bei Hindenburg bestünde ein Interessenskonflikt, da sie auf fallende Kurse von Adani wetten. Ja, da ist schon auch was dran. Ich mag diese Shortseller-Burschen persönlich auch nicht, kann mich aber diesmal nicht einmal zurücklehnen und mir den Wirschaftskrimi erste Reihe fußfrei anschauen. Denn ich bin persönlich – wenn auch geringfügig – in einen indischen Aktien-ETF investiert, den es natürlich mit seinen Schwergewichten auch in die Tiefe zieht. Für Investments in einzelne Emerging Markets braucht es nun einmal Nerven, weil man sich eben doch noch nicht die gleichen Börsen- und Transparenzstandards erwarten kann. Vielleicht braucht es dann doch auch länger, bis Indien als nächstes Big Thing zu China wirtschaftlich aufschließen kann. Meine Lehren, die ich daraus ziehe. 1.) breit streuen hilft, was ich Gott sei dank tue. Kein Einzelinvestment übersteigt fünf Prozent meines Portfoliowertes, kein noch so breit gestreuter Fonds übersteigt zehn Prozent meines Portfolios.– damit meine ich nicht mein geringfügiges Indien-Investment, sondern durchaus mein Kerninvestment in den MSCI All Country World ESG. 2.) Emerging Markets brauchen nicht nur Nerven sondern auch einen langen Zeithorizont.
Mich würde interessieren, wie ihr über den Kapitalmarkt Indien denkt. Hinterlasst mir doch ein Kommentar. Und wenn ihr es ganz gut mit mir meint, dann votet doch noch diese Woche beim Ö3 Podcast-Award für die BÖRSENMINUTE oder die GELDMEISTERIN:
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Herzlichst, Euer Podcast-Host Julia Kistner
Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenenAussagen entstehen, übernimmt die Autorin, Julia Kistner keine Haftung.
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Foto: Adani Group