Wenn es schon einmal etwas Erfreuliches zu berichten gibt, dann tue ich das doch gerne. Am Montag wurde der neue Sentix-Konjunkturindex veröffentlicht und fast überall schaut es positiver als angenommen aus. Der Index misst allerdings nicht die tatsächlichen Konjunkturindikatoren, sondern spiegelt die Wirtschaftslage wieder, wie sie von den rund 4000 befragten Investoren aus 20 Ländern wahrgenommen wird. Ob in den USA, Japan, Euro-Land, Deutschland, Lateinamerika oder global – gefühlt befindet man sich „nur“ in einer Stagnation und nicht wie ursprünglich für dieses Quartal befürchtet in einer Rezession. Zur guten Stimmung tragen im Euro-Land vor allem das Ausbleiben der Energiekrise und die guten Unternehmensdaten bei. Nur in Österreich und Osteuropa fühlt sich die Wirtschaftslage laut Barometer noch wie eine Rezession an. Vielleicht drückt ja auch die Inflation auf die Stimmung der Investoren, die im Jänner in Österreich mit 11,1 Prozent doch deutlich höher ausfiel als im Euroland mit 8,5 Prozent laut Eurostat. Schlechter ist die Stimmung nur in Schweiz, wo man sich im Konjunkturabschwung sieht. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse argumentiert ähnlich wie Österreichs befragte skeptische Investoren: Ukraine-Krieg, hohe Inflation, Folgen der Corona-Pandemie und vor allem der Fachkräftemangel drücken die Anlegerlaune.
Im Aufschwung mit dem positivsten Sentiment seit einem Jahr sieht man sich in Asien ex Japan. Hier beflügelt die Abkehr der chinesischen Zentralregierung von der Null Covid-Politik die Phantasie der Anleger. Und oftmals ist nun einmal die Wahrnehmung kapitalmarktrelevanter als die nackten Zahlen, Daten Fakten. Das schlägt dann aber leider auch schnell in die Gegenrichtung. Die Bank of America warnt, dass die geringere Inflation nur temporär ist, sie dann zurückkommt und wir an den Kapitalmärkten in den nächsten zwei Wochen den Höhepunkt sehen werden. Man solle beim S&P 500 bei über 4200 Punkten langsam die Reißleine ziehen. Am Montag gegen Handelsschluss lag der S&P 500 bei 4111 Punkten. Ich persönlich meine: solche Meldungen sollten man nicht wegschieben, sondern einfach mal durchrechnen, was so ein Szenario, das nicht eintreffen muss, für die eigene, langfristige Investmentstrategie bedeuten würde, ob dann tatsächlich kurzfristig Handlungsbedarf bestünde. Wahrscheinlich nicht…
Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von getroffenenAussagen entstehen, übernimmt die Autorin, Julia Kistner keine Haftung.
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