Finanzbranche finanziert mit 2,73 Billionen Euro Öl-, Gas- und Kohleindustrie
Für große Aufregung sorgte diese Woche die Studie „Investing in Climate Chaos“ von der Organisation Urgewalt und rund 20 NGOs, darunter Attac Österreich. Die ist ein Rundumschlag gegen weltweit 6500 institutionelle Investoren, die mit 3,07 Billionen US-Dollar, das sind rund 2,73 Billionen Euro in die Öl-, Gas- und Kohle-Industrie mit Aktien oder Anleihen investiert sind. Wobei demnach die Fondsriesen Vanguard und BlackRock mit 269 und 263 Milliarden US-Dollar die größten Finanziers der Klimakrise sind. Vanguard ist etwa mit 34 Milliarden US-Dollar beim Ölmulti ExxonMobil investiert. Auf die Investments von BlackRock entfielen 66 Prozent der jährlichen weltweiten Kohlenwasserstoffproduktion. Dabei rühmt sich Vermögensverwalter BlackRock gleichzeitig führend in punkto Nachhaltigkeit zu sein. Das Fazit der Studie: Die freiwillige Selbstverpflichtung der Finanzbranche zum Klimaschutz sei völlig unzureichend. Hier könnt ihr selbst nachschauen, welche Banken in Eurem Land besonders auf fossile Brennstoffe setzen:
https://investinginclimatechaos.org/data
In Österreich zum Beispiel ist es laut Studie vor allem die Raiffeisen Finanzier der Erdöll-, Kohle- und Gasindustrie, die übrigens die Zahlen dementiert. Laut Studie ist sie mit 783 Millionen US-Dollar in die Verschmutzer investiert, gefolgt von der Erste Group mit 284 Millionen, der 3-Banken-Gruppe mit 79 und der Grawe-Gruppe mit 70 Millionen US-Dollar.. In Deutschland sind es demnach die Deutsche Bank mit 17,7 Milliarden, die Allianz mit 15,9 Milliarden, die DZ-Bank mit knapp fünf und die Deka-Gruppe mit 3,2 Milliarden US-Dollar.
Ok, dass die Finanzbranche nach Gewinnen strebt, die zuletzt vor allem mit fossilen Energien zu erzielen waren, ist nicht überraschend. Allerdings, wenn man auf der anderen Seite mit „Wir handeln im Gleichgewicht mit unserem Planeten“ oder mit besonders hoch gesteckten eigenenKlimazielen wirbt, dann klingt das nicht mehr allzu glaubwürdig. Aber: wir sind doch alle mündige Anleger und haben inzwischen eine riesige Auswahl an ESG-konformen Investmentmöglichkeiten, aus denen wir wählen können und sollten. Denn durch unsere finanziellen Vorlieben bewegen wir dann auch die Banken und Unternehmen dazu, nicht nur grün zu sprechen, sondern auch selbst entsprechend zu agieren, zu investieren und zu finanzieren. Aber bitte zuvor immer schön das grüne Factsheet lesen! Wer etwa aus Nachhaltigkeitsüberlegungen in einen ETF investiert, der den MSCI World SRI statt den MSCI World abbildet, der muss wissen, dass man bei der Socially Responsible Investiing-Variante lediglich in die 360 nachhaltigsten der 1500 im MSCI World enthaltenen Unternehmen investiert, nicht unbedingt in Windkraftanlagenbauer oder in vegane Lebensmittelproduzenten. Die zehn größten Beteiligungen des MSCI World SRI sind wohlgemerkt Microsoft, Nvidia, Home Depot, ASML, Novo Nordisk, Roche, Disney und, ok, Tesla ist auch dabei, aber auch Coca Cola und Pepsico. Und da gibt es wieder eine andere Studie von Greenpeace, wonach Softdrink-Hersteller für 40 Prozent des weltweiten Plastikverbrauchs zuständig sind. Und ja, ratet mal wer die Lister der Plastik-Sünder anführt: Coca Cola und Pepsico.
Was meint ihr: Reicht eine Selbstverpflichtung der Finanzbranche oder sollte die eiserne Faust des Gesetzes zuschlagen? Hinterlasst mir doch bitte ein Kommentar und wenn ihr wollt auch eine positive Bewertung. Schönes Wochenende mit einer neuen Folge der GELDMEISTERIN am Sonntag wünscht Podcast-Host Julia Kistner. Zuhören wie die Börsenminute überalle wo es Podcasts gibt und auf www.geldmeisterin.com
Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Was ihr daraus macht ist Eure Sache, Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.
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