Was für ein schöner Auftakt der US-Berichtssaison am Freitag. Die drei Großbanken JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup verdienten in den letzten drei Monaten 22 Milliarden US-Dollar, somit 37 Prozent mehr als im zweiten Quartal des Vorjahres. Eine steile Vorlage für die Bank of America und für Morgan Stanley, die am Dienstag ihr Quartalszahlen veröffentlichen und für Goldman Sachs, die am Mittwoch folgen.
Zinsanstiege sorgen immer für Sondergewinne der Kreditinstitute, weil sie nach dem Tankstellen-Pächterprinzip handeln: Preissteigerungen werden sofort weitergegeben, Preissenkungen verspätet. Stimmt nicht? Dann frage ich mich aber, warum ich bei meiner Hausbank für meine täglich fälligen Einlagen gerade einmal 0,01 Prozent bekomme, wenn Europas Banken ihr eigenes Geld längst um 3,5 Prozent bei der EZB anlegen dürfen. Also wenn der digitale Euro bedeutet, dass ich auch als Frau Kistner meine digitalen Euro direkt bei der EZB anlegen kann, dann bin ich sofort für die digitale Einheitswährung. Aber das ist meines Wissens nicht vorgesehen.
Aber zurück zur US-Berichtssaison: Obwohl die Banken sehr schöne Gewinne präsentierten, gaben die Banken im S&P 500 insgesamt am Freitag nach. Wie kommt´s? Zum einen wurden Banken nach starken Anstiegen wieder aus den Depots geworfen. Zum anderen denken Börsianer immer schon voraus und erwarten für die nächsten Monate keine großen Gewinn-Überraschungen mehr. Vor allem aber dürften sich einige die Bankbilanzen der Branchenriesen genauer angeschaut haben. Da sieht man bei JP Morgan und Wells Fargo nicht nur höhere Gewinne, sondern auch höhere Rückstellungen für Ausfälle bei Unternehmenskrediten.
Interessant werden die Bilanzveröffentlichungen des Einzelhandels, der Kosumgüter-Industrie und der Zahlungsdienstleister sein: Mit Johnson&Johnson und Philipp Morris am Donnerstag, American Express am Freitag, Visa nächste Woche Dienstag, Coca Cola nächste Woche Mittwoch, Mondelez und McDonald´s nächste Woche Donnerstag u.s.w.. Da wird man dann sehen, ob die Amerikaner ihre Ersparnisse aus Covid-Zeiten aufgebraucht haben und schon auf der Bremse stehen.
Nächste Woche Dienstag wird überhaupt aufregend. Dann sieht man, ob sich der ganze KI- oder AI-Hype etwa bei Alphabet oder Microsoft auch positiv in den Bilanzen niederschlägt. Lassen wir uns überraschen. Übrigens: Mir gefällt das englische Wort für Berichtsaison besser: Earnings Seasons. Strahlt das nicht viel mehr Optimismus aus? Eine heitere Börsenwoche wünscht Julia Kistner
Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der Autorin und keine Anlageempfehlung. Was ihr daraus macht ist Eure Sache, Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.
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